Endlich wieder daheim

Endlich wieder daheim

Ich war jetzt von Weihnachten bis Ostern in Griechenland. So lange war ich seit meinem Auslandssemester in den 80ern nicht mehr am Stück weg von zu Hause.

Ich habe das Haus renoviert, den Garten gepflegt, mich eingewöhnt und entschleunigt und mein Geschäft nebenbei online gemanagt. Erst war ich noch 2-mal die Woche in Kalamata, dann 1-mal die Woche und zum Schluss nur noch alle 2-3 Wochen, um Dinge zu besorgen, die sonst nicht zu kriegen sind und Sachen zu tun, die man nur in der Stadt tun kann.

Wenn man jedes Mal die gefühlten 182 Serpentinen hin und wieder zurück ist, versteht man die, die sagen, dass sie gar nicht mehr nach Kalamata fahren und am liebsten nur noch hier vor Ort sind. Man braucht auch gar nicht soviel Dinge um glücklich zu sein. Wer naturnah lebt und beginnt sich aus seinem Garten zu ernähren, kann sich viele Wege sparen. Das Leben kann so einfach sein und ich lerne, die Dinge so einfach wie möglich zu halten und jede Entscheidung so zu treffen, dass mein Leben einfacher wird. Je einfacher desto mehr Zeit bleibt zu leben und das Hier und Jetzt zu genießen.

Und deswegen muss ich jetzt wieder heim nach Deutschland, um die Sachen zu regeln, die zu regeln sind, damit mein Leben endlich einfacher wird und natürlich freue ich mich auf meine Familie und meine Freunde.

Am ersten Tag in Deutschland gehe ich zum Zahnarzt, nicht weil ich meiner griechischen Zahnärztin nicht voll vertraue, mehr wegen der alten Freundschaft. Der Zahnarzt hat natürlich, wie alle andern auch, volles Verständnis für meine Entscheidung meinen Lebensmittelpunkt in den Süden zu verlegen und freut sich über die Flasche vom eignen Olivenöl, die ich jedem mitbringe.

Ich treffe Familie, Freunde und Geschäftspartner und jeder ist eifrig dabei das Leben zu leben, das er schon vorher hatte. Es ist schön die alten Bekannten und Freunde zu treffen und doch hält sich das Interesse an meinem neuen Leben in Grenzen. Griechenland kennen die meisten nur aus der Urlaubsperspektive und eine so radikale Veränderung wie die Verlagerung des Lebensmittelpunktes in ein fremdes Land nötigt maximal Neugier und auch etwas Neid ab. Aber wie heißt es so schön: Mitleid gibt’s umsonst, Neid muss man sich erarbeiten. Und zur Wahrheit gehört eben auch, dass viele Menschen das bekannte Elend dem unbekannten Glück vorziehen.

Ich beginne mein altes Leben aufzuräumen, das in Form von unbezahlten Rechnungen und Mahnungen auf meinem Schreibtisch aufgeschlagen ist. Der Rasenmäher streikt, die Duschwand ist morsch und Passwörter werden nicht mehr erinnert. Mein altes Leben wird mir zunehmend zum Ballast.

Nach 3 Tagen buche ich den frühestmöglichen Rückflug. Nicht weil es mich hier langweilt. Deutschland ist schön und hat gerade im Frühling so viel zu bieten. Die Natur blüht auf und das Wetter lässt es zu, sich unter freiem Himmel zu treffen. Ich genieße das Essen, ich genieße das Bier und die altvertrauten Plätze und dennoch habe ich Heimweh nach Griechenland. Heimweh nach meinem Garten, meinem Haus, meinen Nachbarn, den Katzen, dem Ausblick aufs Meer und ich habe Sehnsucht nach dem einfachen Leben.

Nach 3 Wochen sitze ich endlich wieder im Flieger, voll mit Touristen und schreienden Kindern, und bin froh vom Flughafen gleich abgeholt und zu meinem PickUp gefahren zu werden. Beim Fly and Park erinnern sich sofort an mich und sie haben auch den mitgebrachten Maschendraht zum Marderschutz genauso ausgelegt wie besprochen. Das Auto ist sogar gewaschen und die letzte Etappe kann beginnen.

Auf dem Weg nach Hause besuche ich meine deutschen Freunde vor Ort und wir diskutieren über unsere Träume und darüber die Fesseln der Vergangenheit zu lösen. Ich komme in unserer kleines Village und halte kurz bei Jane, die mir alles Neue über die Katzen im Dorf erzählt. Das Haus treffe ich an, wie ich es verlassen habe, nur die Blumen blühen noch kräftiger.

John war so nett nach dem rechten zu schauen und den Kühlschrank einzuschalten. Ich bin 5 Minuten da und schon sitzt der alte Kater Orlando vor der Tür und miaut ganz fürchterlich. 3-mal muss ich ihm das Schälchen füllen, bevor das vorwurfsvolle an mein schlechtes Gewissen gerichtete Gejammer nachlässt. Ich hole mir ein jetzt kaltes griechisches Bier aus dem Kühlschrank, gehe auf die Dachterrasse, schaue mich um und finde alles in Ordnung. Ein laues Lüftchen weht und Landschaft, Berge und Meer erstrahlen im Licht der Abendsonne.

Ich bin … endlich wieder daheim!

Robin

Geboren um zu leben

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